Und immer waren sie durch ihre stete Einsatzbereitschaft zum Wohle der Mitmenschen fester Bestandteil des dörflichen Lebens. Nicht wegzudenken waren – und sind – die Blauröcke bei der Bekämpfung des roten Hahnes. Ohne sie fehlte aber auch etwas in der dörflichen Sozialgemeinschaft. Die Geschichte der Feuerwehr Norderbrarup wurde oft durch gewisse Meilensteine geprägt, die das Löschwesen jeweils für einige Jahrzehnte bestimmten.
Gott zur Ehr - dem nächsten zur Wehr
In unserer modernen, aufgeschlossenen und technisierten Zeit fragen wir uns oft, wie in den Gründerzeiten der Wehren die Brandbekämpfung stattgefunden hat. Anfangs war schon eine kleine Handpumpe ein riesiger Fortschritt gegenüber dem Wassereimer.
Bereits ab 1840 gab es in Norderbrarup eine Brandgilde (die „Johannigilde“, vgl. S. 264, Chronik Norderbrarup). Das Gebiet des Kirchspiels wurde in vier Distrikte aufgeteilt, wobei jeder Distrikt eine große Not- und Feuerhacke bekam. Für je vier Gehöfte wurden zusätzlich eine lange Leiter, eine weitere Hacke und zwei Wassereimer bereitgestellt. Für die Einsatzbereitschaft der Gerätschaften und den Einsatz in einem Brandfall war in jedem Distrikt ein Bevollmächtigter verantwortlich.
Im späteren 19. Jahrhundert zur Zeit Otto von Bismarcks wurde dann verordnet, dass auf den Dörfern große Feuerspritzen angeschafft werden sollten. Die „große Feuerspritze“ war eine Handpumpe, die von 4 Personen betrieben wurde. Sie war auf einem von 2 Pferden gezogenen Fahrgestell befestigt auf dem sich auch das Schlauchmaterial befand. Da man jetzt mit Hilfe der Spritze das Löschwasser auf eine größere Entfernung als mit dem Löscheimer werfen konnte, wurde bei der Brandbekämpfung auch eine wesentliche Effizienzsteigerung erreicht.
Man hatte sehr schnell erkannt, das für die Wartung und den effizienteren Einsatz einer „großen Feuerspritze“ eine in Einsatztaktik geschulte Führung und gut ausgebildete Mannschaft von Nöten war.
Die Grundlage hierfür war die allgemeine Dienstpflicht. Sie schrieb vor, dass alle männlichen Bewohner eines Dorfes vom 18. bis zum 45. Lebensjahr verpflichtet waren unter Führung eines Brandaufsehers (Brandmeisters) in einem Brandfall Hilfe zu leisten sowie an entsprechenden Übungen teilzunehmen. Nun aber wurde auch Spezialwissen gefordert. Dieses musste vermehrt bei Ausbildungen und Übungen geschult werden, um für einen möglichen Einsatz gut vorbereitet zu sein. Um den neuen Anforderungen gerecht zu werden, war man vielerorts der Meinung, dies könne besser und zuverlässiger mit einer freiwilligen Mannschaft erreicht werden. So wurde auch in Norderbrarup 1886 die erste Freiwillige Feuerwehr gegründet.
Damals wie heute griff bei größeren Bränden die nachbarschaftliche Löschhilfe, bei denen zur Unterstützung umliegende Feuerwehren herbeigerufen wurden. So geschah es auch im Jahr 1904, als in Boelschuby ein Großbrand ausbrach. Bis die Handspritzen per Pferd und Wagen zur Stelle waren, verging eine Menge Zeit, so dass sich das Feuer derartig groß ausgebreitet hatte, dass sogar die Brandschützer aus dem entfernten Norderbrarup herbeigerufen wurden. Das Feuer war nach einem langen Einsatz irgendwann erfolgreich bekämpft, die Truppe macht sich müde auf den Heimweg..... Seinerzeit bestand die Wehr bereits knapp 20 Jahre – eine gestandene Truppe, eine eingeschworene Gemeinschaft.
Eben besagter Heimweg der Eingreiftruppe gestaltete sich jedoch schwieriger, als irgendeiner vermuten konnte. Auf dem Rückweg fanden die Ermüdeten mehrere Gasthäuser vor, die zur Einkehr einluden. Und so brauchten die eifrigen Wehrmänner vier Tage, ehe sie wieder die heimischen Schornsteine erblickten. Dieser Umstand gefiel den daheimgebliebenen Ehefrauen so ganz und gar nicht, dass sie noch am selben Tage dafür sorgten, dass die Freiwillige Feuerwehr aufgelöst wurde. So wurde der Brandschutz für 28 Jahre durch eine „Freiwillige Pflichtfeuerwehr“ (auch als „Zwangswehr“ bezeichnet) gewährleistet.
Die Zeit der Zwangswehr endete am 6. Oktober 1932 mit der Neugründung einer Freiwilligen Feuerwehr unter Hauptmann Herrmann Lund. Zu diesem Zeitpunkt gab es im Kreisgebiet noch 41 weitere „Zwangswehren“. Die wiedergewonnene Form als „Freiwillige Gemeindefeuerwehr“ behielt die Wehr jedoch zunächst nur für 2 Jahre, denn nach der Machtergreifung Hitlers, löste die NSDAP im Jahr 1934 die einzelnen Gemeindewehren auf und ordnete sie Löschzügen zu.
Die Wehr Norderbrarup wurde Teil des „Löschzug I“ unter dem Gesamtwehrführer Friedrich Thomsen aus Flarup.
Gelöscht wurde von 1886 bis 1943 weiterhin mit der alten Handpumpe („Große Feuerspritze“), die in einem Spritzenhaus neben der Scheune des alten Lehrerhauses (heute Ruruper Str. 2) stand. Am Tor des Hauses waren auswechselbare Namensschilder von Pferdebesitzern im Ort angebracht, die im Brandfall das Pferd zum Ziehen des Anhängers zu stellen hatte. Ein zweiter Name stellte das Pferd zum Ziehen eines Gerätewagens. Außen gab es einen Mast, an dem die die Schläuche zum Trocken aufgezogen werden konnten.
Während der Kriegszeit erhielt die Feuerwehr Norderbrarup am 1. Mai 1943 die erste Motorspritze – untergebracht auf einem Anhänger in der Scheune der Schule. Die neue (Tragkraftspritze) hatte ihre Tücken. Sie sprang nicht immer an. So hatte der damalige Maschinist Erich Matthiesen immer eine kleine Flasche mit Feuerzeugbenzin als Starthilfespray in der Tasche. Wenn das auch nichts nützte, dann ging es an die Arbeit für Kamerad Matthiesen, Gerätewart Willy Reimer und Hans Peter Helm als jungen Feuerwehrmann. Der Zweitakter hatte eine Magnetzündung. Wenn der Magnet feucht geworden war, musste er ausgebaut werden. Anschließend kam der Magnet bei Matthiesen zum Trocknen in den Backofen. Wenn die Zündung trocken war, wurde sie wieder eingebaut, damit die Feuerwehr einsatzfähig war. Eine Werkstatt wurde nicht in Anspruch genommen. Dafür war kein Geld vorhanden. Die Arbeit, bis die TS wieder lief, hat oft bis Mitternacht und länger gedauert.
Nach knapp 20 Jahren zunehmendem Ärger mit der Feuerwehrspritze, wurde diese 1962 durch eine neue TS-8 ersetzt, die anstandslos ansprang und für Kreisbrandmeister und Feuerwehr Grund für eine zünftige Einweihungsfeier im Gasthof Kraack bot. Gezogen wurde die neue Spritze mit einem 50-PS Schlepper von Bauer Hans-August Schmidt-Holländer und untergebracht wurde sie in einem neu errichteten Gerätehaus in der Ruruper Straße (heutiges Feuerwehr-Grundstück), da die alte Schulscheune abgerissen wurde.
Anfang der 1970er Jahre endete die Zeit großflächig eingesetzter Feuerwehranhänger und es wurde auch in Norderbrarup das erste autarke Fahrzeug (Typ Tragkraftspritzenfahrzeug, TSF) beschafft. Der Vorstand der Norderbraruper Wehr besichtigte selbst ausgebaute Fahrzeuge in Böel und Havetoftloit, doch weil man sich mit den Selbstbaulösungen nicht anfreunden konnte, wurde ein voll ausgebauter Ford bei der Fa. Meißer in Rendsburg bestellt. Am 29.11.1971 war es dann soweit – das erste Norderbrauper Feuerwehrauto stand auf der Straße und wurde offiziell von der Gemeinde an die Feuerwehr übergeben.
Im Sommer 1978 wurde die Wehr mit den ersten beiden Funkgeräten ausgerüstet. Der Zeitpunkt hätte günstiger nicht sein können, denn im darauffolgenden Winter gab es in Angeln eine Schneekatastrophe bisher ungekannten Ausmaßes, in dem die Funkgeräte, während das Stromnetz ausgefallen war, die einzige Verbindung nach außen darstellten und einen wertvollen Beitrag in der Krisenkommunikation des Katastrophenschutzstabes lieferten.
Nach 27 Dienstjahren wurde der Ford im Jahr 1998 durch ein neues wasserführendes TSF-W auf Basis eines Mercedes 612D ersetzt. Dieser Fahrzeugtyp entstand in den 1990er Jahren aus grundlegender Weiterentwicklung des TSF und war das erste Fahrzeug seiner Art im Amt Süderbrarup. Mit einem 750-Liter Wassertank und einer Schnellangriffsvorrichtung an Bord war die Feuerwehr um die Jahrtausendwende auf der Höhe der Zeit. Das Fahrzeug war deutlich größer als das alte TSF und passte nicht mehr in das Feuerwehrgerätehaus,
so dass ebenfalls 1998 ein zweites größeres Feuerwehrgerätehaus neben das alte gebaut und letzteres zum Abstellschuppen degradiert wurde. Dort stand es dann noch weitere 8 Jahre, bis das alte Gerätehaus im Jahr 2006 abgerissen wurde, um einem Schulungsraum im Schwedenhausstil Platz zu machen. Dieser wurde von den Kameraden beinahe vollständig in Eigenleistung gebaut. 2006 und 2007 fanden dazu an fast jedem Wochenende Arbeitsdienste statt und auch unter der Woche waren einige Kameraden nach Feierabend auf der Baustelle anzutreffen. Vor Baubeginn war man sich in Norderbrarup unsicher, ob die Kameradschaft an so einer Zusatzbelastung zerbrechen könnte, doch als Bürgermeister Wolf-Rüdiger Gramm im April 2008 offiziell den Schlüssel überreichte, war allen klar, dass die Truppe gestärkt und eingeschworen aus der Aktion hervorging.
In dieser letzten Ausbaustufe wird die Liegenschaft bis heute verwendet.
Das TSF-W kam stark in die Jahre und näherte sich der Altersgrenze von 25 Jahren, sodass die Gemeindevertretung im Februar 2020 den Beschluss fasste, es Rahmen der Sammelbeschaffung „SH 1“ durch ein neues Fahrzeug (LF 10) zu ersetzen. Zu dem Zeitpunkt ahnte noch niemand, dass durch Lieferschwierigkeiten aufgrund der Corona-Pandemie und des Krieges in der Ukraine mehr als vier Jahre Wartezeit entstehen würden und dass sich auch in der Feuerwehr Norderbrarup eine eigene kleine Krise ereignen sollte: Bei der Jahrhundertsturmflut war die Wehr am 20.10.2023 in Arnis zum Sandsäckefüllen eingesetzt, als ein Teleskoplader rückwärts in das stehende Norderbraruper TSF-W rammte und dabei den Fahrzeugaufbau zerriss. Es entstand ein wirtschaftlicher Totalschaden. Da die Lieferung des neuen LF10 zu dem Zeitpunkt erst in 14 Monaten erwartet wurde, musste eine Zwischenlösung her. Dazu konnte ein gebrauchtes LF 10/6 zunächst geliehen und dann erworben werden, mit dem die Zeit bis zur Lieferung des neuen LF 10 überbrückt werden konnte. Am 13. Juli 2024 erfolgte dann die feierliche Schlüsselübergabe des nagelneuen LF 10 durch Bürgermeister Peter Clausen die versammelten Kameradinnen und Kameraden, bei der ca. 200 junge und alte Gäste aus dem Dorf, aus Nachbargemeinden und anderen Feuerwehren am Gerätehaus die Chance wahrnahmen, das neue Auto zu erkunden und die ein oder andere Runde durchs Dorf zu drehen. „Wir sind sehr glücklich, dieses Fahrzeug nach so langer Wartezeit endlich in Empfang nehmen zu dürfen, denn es stellt nicht nur eine Ersatzbeschaffung dar, sondern bietet einen erheblichen Mehrwert und eine Verbesserung der Sicherheit im Ausrückbezirk, von der wir alle profitieren“, so Wehrführer Stephan Kock bei seiner Ansprache.
Name | Zeitraum | |
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1 | Peter Wohlsen | 1886-1904 |
2 | Peter H. Clementsen | 1912-1920 |
3 | Adolf Lorenzen | 1920-1932 |
4 | Herrmann Lund | 1932-1936 |
5 | Herrmann Wölk | 1937-1949 |
6 | Johannes Hansen | 1949-1950 |
7 | Erich Hoff | 1950-1966 |
8 | Hans Hansen | 1966-1972 |
9 | Hans Peter Helm | 1972-1989 |
10 | Karl Heinz Stöcken | 1989-1995 |
11 | Bruno Heller | 1995-2013 |
12 | Jan Jensen | 2013-2023 |
13 | Stephan Kock | Seit 2023 |
Name | Zeitraum | |
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0 | Unbekannt | 1886-1949 |
1 | Johannes Hansen | 1949-1950 |
2 | Hans Hansen | 1950-1966 |
3 | Hans Peter Helm | 1966-1972 |
4 | Heinz Boldt | 1972-1989 |
5 | Hartmud Wohlsen | 1989-1995 |
6 | Uwe Petersen | 1995-2013 |
7 | Wulf Nagelschmidt | 2013-2023 |
8 | Christoph Wacker | Seit 2023 |