Löschkübelaktion der Feuerwehr Norderbrarup
Der Notruf kommt wieder einmal zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt – am 27. Oktober um 15.26 Uhr heult in Norderbrarup die Sirene. „NOTF TV“ steht auf den Pagern der Kameraden, was in der Feuerwehrsprache bedeutet, dass man den Rettungsdienst bei einem Notfalleinsatz mit der Öffnung einer Tür unterstützen soll. Gruppenführer Karten Witt ist sofort klar, dass dieser Einsatz nicht viel Personal benötigen wird, was am Nachmittag auch nicht zur Verfügung gestanden hätte. „Florian 22/41/15 rückt aus mit 1/5, Kommen!“ funkt Witt an die Leitstelle. Immerhin sechs Leute fahren zum Einsatz- es ist der achte in diesem Jahr für die Brandschützer aus Norderbrarup. Witt seufzt erleichtert, da er mit seiner kleinen Staffel glimpflich davongekommen ist. Wieder einmal.
„Mit dem Problem der niedrigen Tagesverfügbarkeit stehen wir im Amtsgebiet nicht alleine dar“, berichtet Wehrführer Jan Jensen. „Fast alle Kameraden aus Norderbrarup arbeiten außerhalb des Ortes und stehen tagsüber nicht zur Verfügung.“ Jensen, 47 Jahre alt, selbstständiger Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut in Schleswig bildet da keine Ausnahme. „Feuerwehrmann bin ich immer, aber im Dienst bin ich abends, nachts und am Wochenende!“
Anders als in Nachbargemeinden gibt es in Norderbrarup auch keine aktiven Landwirte mehr – eine Personengruppe die für viele Wehren das Rückgrat bilden und häufig für den Einsatz zur Verfügung stehen.
Das zweite große Problem neben der Tagesverfügbarkeit sind die Mitgliederzahlen und die Altersstruktur. Mindestens 27 aktive Kameraden fordert das Brandschutzgesetz von der Gemeinde. „Im Moment haben wir noch 30 aktive Kameraden in der Einsatz- und Reserveabteilung“, erzählt der stellvertretende Wehrführer Wulf Nagelschmidt. „In wenigen Jahren kommt jedoch ein Umbruch auf Norderbrarup zu, weil viele Kameraden innerhalb von kurzer Zeit die Altersgrenze von 67 Jahren überschreiten. Da müssen wir rechtzeitig gegensteuern, denn wir können dann ja nicht aus dem Stand sieben oder acht ausgebildete Kameraden ersetzen. Unsere Mitgliederampel steht auf gelb!“
Die Wehr hat einiges versucht, um in Norderbrarup neue Mitglieder zu werben. Die Homepage, die vielen Aktionen der Wehr und der Tag der offenen Tür sind immer gut besucht. Neue Mitglieder gewann man aber selten.
So möchten die Brandschützer im Dezember aktiv Bürger ansprechen und dazu hat sich der Vorstand etwas Besonderes überlegt: „Wir verteilen rote Eimer, die ein Etikett mit „Haushaltslöschkübel“ tragen, schmunzelt Jensen. „Verhalten im Brandfall – Ruhe bewahren“ steht auf einem DIN-A4 großen Flyer in jedem Eimer. Danach folgen vier Punkte: 1. Brand melden – 112. 2. Ca. 10 min abwarten, hoffen, dass Feuerwehr kommt. 3. Keine Feuerwehr vor Ort - Haushaltslöschkübel mit Wasser befüllen! 4. Wenn Feuer zu groß, Nachbarn informieren, Kübelkette bilden!“ Ganz unten steht noch: „Sollten Ihnen diese Anweisungen merkwürdig vorkommen, bitte Rückseite beachten!“ Auf der Rückseite erklärt die Feuerwehr dann Ihre Mitgliedersituation und animiert die Bürger zum Mitmachen.
„Der Vorteil so eines guten und stabilen Eimers gegenüber Flyern ist, dass er nicht sofort in den Papierkorb wandert“, erklärt Wulf Nagelschmidt! „Wer im Moment nicht eintreten kann, aber den Eimer als Putzeimer verwendet, wird immer mal wieder an die Feuerwehr erinnert und ergreift dann vielleicht in Zukunft die Initiative.
Jensen fügt hinzu: „Wir möchten die Bürger wachrütteln und zum Nachdenken anregen. Die Idee zu der Aktion stammt übrigens von der Wehr Vallstedt/Alvesse in Niedersachen (in Zusammenarbeit mit typografix design), bei der wir uns für die freundliche Genehmigung genauso bedanken möchten wie bei Rewe Ralf Rieger für die großzügige Spende der Eimer!“
Wichtig ist den Norderbrarupern, dass alle Bürger die nicht angetroffen werden konnten und keinem Eimer erhalten haben, natürlich trotzdem als neues Mitglied willkommen sind. „Einen Eimer und passende Einsatzkleidung haben wir in dem Fall auch“, verspricht der Wehrführer.
Letztes Update: 10.01.2023 14:29 Uhr